Ich sitze zu Hause auf der Couch und kann
mir in diesem gemütlichen Moment vor dem Flimmerkasten niemals auch nur
ansatzweise vorstellen, einen einzigen Muskel meines Körpers zu bewegen. Mein
innerer Schweinhund lacht mich schallend aus, während ich mir denke, wie sehr
ich dringend aufs Laufband oder auf den Crosstrainer müsste. Dass sich diese
großartig leckere Currywurst von vor drei Stunden nicht direkt auf meine Hüften
setzt. Und der die Kinderriegel. Und die Cola. Kohlenhydratübersättigt schlurfe
ich durch die Wohnung, während meine Motivation mit einem Cocktail in der Hand
an mir vorbei rennt und mich freundlich grüßt.
Nach zwei Stunden im Zuckerkoma und in der
Waagrechten überzeugt mich mein schlechtes Gewissen aufzustehen und noch einmal
eindringlich darüber nachzudenken, ob ich mich nicht doch bewegen sollte. „Was steht
im Haushalt an?“ „Meine Steuererklärung müsste wirklich dringend gemacht
werden!“ Wenn ich jetzt nicht s-o-f-o-r-t eine Ausrede finde, um nicht zum
Sport gehen zu müssen.
Dann muss ich zum Sport gehen.
Während ich lustlos meine Sporttasche packe
und die mittlerweile total betrunkene Motivation vom Boden aufhebe, überlege
ich immernoch aus welchem Grund ich mich nicht bewegen sollte. Heute fällt mir
wirklich keiner ein. Verdammt.
Im Bewegungstempel á la Fitnessstudio
angekommen schlurfe ich mit meinem Handtuch zum Laufband, wobei mein Schlurfen
nicht mehr so schlimm ist wie zu Hause, es sind ja Leute da. Ich drücke „Start“
und schlurfe zaghaft los. Die ersten fünf Minuten wünsche ich mich zurück auf
meine Couch und verfluche mich und mein schlechtes Gewissen. Ich hätte meine
Motivation weiter Cocktails trinken lassen sollen.
Nach den ersten zehn Minuten steigere ich
das Tempo und die Neigung meines Laufbands und beginne leicht zu schwitzen.
Mein schlurfen löst sich in ein langsames, aber bestimmtes Joggen auf.
Automatisch richte ich meinen Rücken gerade auf und nehme die Schultern nach
unten. Versehentlich entweicht mir sogar ein verschmitztes Grinsen, während mir
Pharrell Williams in die Ohren brüllt, dass ich doch eigentlich „happy, happy,
happy“ bin. Ja aus welchem Grund sollte ich nicht happy sein? Mir fällt keiner
ein.
Nach zwanzig Minuten merke ich, wie meine
besten Freunde Serotonin und Dopamin vorbei schauen. Ich steigere mein Tempo
und bewege mich mittlerweile auf dem Laufband wie eine Gazelle, die einen
Gazellenmann mächtig beeindrucken möchte, während ich über das gesamte Gesicht
selig grinse. In meinem Trance-ähnlichen Zustand frage ich mich, warum in aller
Welt ich noch vor einer Stunde alle nur erdenklichen Gründe diesem vollendet
gottähnlichen Zustand vorschieben wollte. Ich bin wütend auf mich und meinen
inneren Schweinehund, dass ich dieses kleine Glück heute um einen Wimpernschlag
verpasst hätte, während ich Glückshormonbetrunken vom Laufband zum Rudergerät
taumle.
Ausgepowert, aber happy, happy, happy
verlasse ich den Bewegungstempel und tänzle leichtfüßig mit Sero und Dopa nach Hause. Eins ist
sicher: Ich werde niemals ein Workout bereuen!
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