Sonntag, 18. Mai 2014

Ode an die Bewegung

Ich sitze zu Hause auf der Couch und kann mir in diesem gemütlichen Moment vor dem Flimmerkasten niemals auch nur ansatzweise vorstellen, einen einzigen Muskel meines Körpers zu bewegen. Mein innerer Schweinhund lacht mich schallend aus, während ich mir denke, wie sehr ich dringend aufs Laufband oder auf den Crosstrainer müsste. Dass sich diese großartig leckere Currywurst von vor drei Stunden nicht direkt auf meine Hüften setzt. Und der die Kinderriegel. Und die Cola. Kohlenhydratübersättigt schlurfe ich durch die Wohnung, während meine Motivation mit einem Cocktail in der Hand an mir vorbei rennt und mich freundlich grüßt.

Nach zwei Stunden im Zuckerkoma und in der Waagrechten überzeugt mich mein schlechtes Gewissen aufzustehen und noch einmal eindringlich darüber nachzudenken, ob ich mich nicht doch bewegen sollte. „Was steht im Haushalt an?“ „Meine Steuererklärung müsste wirklich dringend gemacht werden!“ Wenn ich jetzt nicht s-o-f-o-r-t eine Ausrede finde, um nicht zum Sport gehen zu müssen.

Dann muss ich zum Sport gehen.

Während ich lustlos meine Sporttasche packe und die mittlerweile total betrunkene Motivation vom Boden aufhebe, überlege ich immernoch aus welchem Grund ich mich nicht bewegen sollte. Heute fällt mir wirklich keiner ein. Verdammt.

Im Bewegungstempel á la Fitnessstudio angekommen schlurfe ich mit meinem Handtuch zum Laufband, wobei mein Schlurfen nicht mehr so schlimm ist wie zu Hause, es sind ja Leute da. Ich drücke „Start“ und schlurfe zaghaft los. Die ersten fünf Minuten wünsche ich mich zurück auf meine Couch und verfluche mich und mein schlechtes Gewissen. Ich hätte meine Motivation weiter Cocktails trinken lassen sollen.

Nach den ersten zehn Minuten steigere ich das Tempo und die Neigung meines Laufbands und beginne leicht zu schwitzen. Mein schlurfen löst sich in ein langsames, aber bestimmtes Joggen auf. Automatisch richte ich meinen Rücken gerade auf und nehme die Schultern nach unten. Versehentlich entweicht mir sogar ein verschmitztes Grinsen, während mir Pharrell Williams in die Ohren brüllt, dass ich doch eigentlich „happy, happy, happy“ bin. Ja aus welchem Grund sollte ich nicht happy sein? Mir fällt keiner ein.

Nach zwanzig Minuten merke ich, wie meine besten Freunde Serotonin und Dopamin vorbei schauen. Ich steigere mein Tempo und bewege mich mittlerweile auf dem Laufband wie eine Gazelle, die einen Gazellenmann mächtig beeindrucken möchte, während ich über das gesamte Gesicht selig grinse. In meinem Trance-ähnlichen Zustand frage ich mich, warum in aller Welt ich noch vor einer Stunde alle nur erdenklichen Gründe diesem vollendet gottähnlichen Zustand vorschieben wollte. Ich bin wütend auf mich und meinen inneren Schweinehund, dass ich dieses kleine Glück heute um einen Wimpernschlag verpasst hätte, während ich Glückshormonbetrunken vom Laufband zum Rudergerät taumle.

Ausgepowert, aber happy, happy, happy verlasse ich den Bewegungstempel und tänzle leichtfüßig  mit Sero und Dopa nach Hause. Eins ist sicher: Ich werde niemals ein Workout bereuen!

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